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Interview

Dresden - Eine transnationale Kulturmetropole

Interview mit Dirk Hilbert, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden

#transnational – Solutions for a culture beyond ist das Motto des diesjährigen KulturInvest!-Kongress. Wie passt das zu Dresden?
Der Titel ist gut gewählt für den Veranstaltungsort Dresden. Hier gehört der transnationale Diskurs zum Alltag. Die Vielfalt der Stadt Dresden spiegelt sich darin wider, dass sie immer auch Menschen aus anderen Nationen und Kulturen zu einem Zuhause wurde.
Die kulturelle Blüte Dresdens in der Frühen Neuzeit bis zur Ära Augusts des Starken ist ohne die Mitwirkung von Architekten, Malern, Künstlern, Gelehrten – Frauen und Männern – aus ganz Europa, vor allem aber aus Italien undenkbar. Im 19. Jahrhundert kommt es zu einer breiten Zuwanderung aus den Ländern Mittel- und Osteuropas - aus Polen, aus Russland.
Mit der EU-Osterweiterung im Jahr 2004 sind wir vom Rand ins Zentrum der Europäischen Union gerückt – gleichwohl noch immer Teil einer Europäischen Grenzregion
 
Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die internationale kommunale Zusammenarbeit für die Landeshauptstadt
Die europäisch-vernetzte kommunale Zusammenarbeit ist ein zunehmend wichtiger Bestandteil unseres lokalen Handelns. Grund ist die zunehmende politische Integration der EU, die dazu geführt hat, dass die Gestaltungsspielräume der Kommunen immer mehr durch europäische Gesetzgebungen bestimmt werden. Ein Großteil der europäischen Regelungen ist auf kommunaler Ebene umzusetzen, davon sind zunehmend auch Kernbereiche kommunaler Selbstverwaltung betroffen. Da wollen wir als europäische Kommunen natürlich mitreden und unser Wissen und unsere Interessen frühzeitig einbringen, so dass die kommunale Umsetzbarkeit europäischer Gesetzesvorhaben von vornherein mitgedacht und berücksichtigt wird. Netzwerke wie EUROCITIES, welches als wichtigstes europäisches Städtenetzwerk mit Sitz in Brüssel direkter Bezugspunkt für die Europäische Kommission und das Europäische Parlament ist, sind für uns enorm wichtig.
 
Der KulturInvest Kongress! möchte einen Beitrag zur Entwicklung von Investitionen im globalen und lokalen Kulturmarkt leisten. Welchen Einfluss hat kommunale Politik auf Finanzierungsmöglichkeiten?
Policy shapes funding. Politik beeinflusst Finanzierungsmöglichkeiten. Dieses Ziel verfolgen auch wir, indem wir europäische Politik in solchen Netzwerken mitgestalten.
 
Als Kulturstadt und Hightech-Standort ist Dresden von einer internationalen Vernetzung abhängig. Wie gestaltet sich diese?
Europäische und internationale Vernetzung hat eine große strategische Bedeutung für die Landeshauptstadt Dresden. Eine gelungene internationale Vernetzung ist für eine vielfältige Kultur- und Wissenschaftslandschaft natürlich Voraussetzung und bedeutet einen unmittelbaren Wettbewerbsvorteil.
Schließlich brauchen wir die europäische Vernetzung, weil wir als einzelne Kommune in Zeiten fortschreitender Globalisierung und Digitalisierung den gegenwärtigen Herausforderungen wie Klimawandel, sozialer Gerechtigkeit, Migration nicht als einzelne Stadt wirksam entgegentreten können. Wir Kommunen müssen also zunehmend lokale Lösungen für globale Problematiken entwickeln. Deshalb bedarf es eines gemeinschaftlichen Ansatzes und der zeitgemäßen Weiterentwicklung einer internationalen Zusammenarbeit, die der wachsenden Komplexität kommunaler Aufgaben Rechnung trägt.
 
Können Sie uns hierfür ein Beispiel geben?
Die gleichberechtigte Zusammenarbeit mit Partnern im Globalen Süden gewinnt auch auf kommunaler Ebene immer mehr an Bedeutung. Mittlerweile engagieren sich über 800 deutsche Kommunen im entwicklungspolitischen Sinn. Im direkten Erfahrungsaustausch und durch die gemeinsame Umsetzung konkreter Projekte können auf lokaler Ebene bürgernahe und nachhaltige Lösungen für dringende ökologische, ökonomische und soziale Probleme gefunden werden. Mit der Fachförderrichtlinie Kommunale Entwicklungszusammenarbeit Brazzaville unterstützt und fördert die Landeshauptstadt Dresden solche Initiativen für die Städtepartnerschaft Dresden – Brazzaville.