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Tui Cruises
Interview

Mobiles Kulturmanagement auf hoher See

„TUI Cruises Program“, die Produktionsstätte der Kultur-, Unterhaltungs- und Informationsformate an Bord der Mein Schiff-Flotte, hat seit 2015 einen neuen Standort in Berlin-Kreuzberg. Auf ca. 6.000 m² modernster Studiowelten werden hier die hochklassigen Show-, Konzert- und Vortragsprogramme für die sieben Schiffe der Hamburger Kreuzfahrtreederei entwickelt, geprobt und „reisefertig“ konfektioniert. Übers Jahr „bespielen“ die Künstler an Bord der Schiffe mehr als 2,5 Mio. Zuschauer auf nahezu allen Meeren dieser Welt.

Welche Rolle spielt die Unterhaltung im Wohlfühl-Konzept von TUI Cruises?
Die wichtigste natürlich. Was für eine Frage! Alle unsere Gäste kommen einzig und allein wegen unseres sensationellen Entertainments an Bord der Mein Schiff. – Nein, Scherz … Ich weiß schon: Wir sind nicht der, so sagt man im Marketingsprech, auslösende Buchungsfaktor. Unsere Gäste kommen in erster Linie wegen der tollen Destinationen von TUI Cruises an Bord. Alles andere muss dann ontop aber auch 100 %ig stimmen: das Preis-, Leistungsverhältnis ist natürlich mit der TUI Cruises Erfindung „Premium Alles Inklusive“ unschlagbar und spielt eine dominante Rolle. Daneben steht, dass der Gast des Abends begeistert und nicht gelangweilt in die Koje steigt, selig einschläft und köstlich träumt. Und dafür sind dann vornehmlich wir zuständig.

Was wird hier alles produziert?
Große Bühnenshows, die an den Broadway erinnern, wie auch kleine meditativ anmutende Konzertformate, die z. B. mit klassischer Musik multimedial neue Erlebniswelten für unser Publikum erschließen. Viele unserer Gäste erleben auf der Mein Schiff-Flotte Produktionen, die ihnen ihre heimischen Stadttheater nicht bieten können. Aber: wir sind kein Party-Schiff. Bei uns geht’s ruhiger zu als bei manchem Wettbewerber. Und das ist gut so! 

Was ist die größte Herausforderung an Ihrer Position?
Sicherzustellen, dass auf unseren sechs großartigen Schiffen jeden Abend der Lappen – so nennen wir etwas respektlos den Theatervorhang – hochgeht und wir mitreißende Shows über die Bühne jagen. Über allem was wir tun, steht das vornehmste und zugleich herausforderndste Ziel von allen: die Gästezufriedenheit beziehungsweise Gästebegeisterung. Die hat gefälligst immer astronomisch hoch zu sein...

Was macht Ihnen am meisten Spaß an Ihrer Aufgabe?
Die Aufgabe, das Business, meine Kollegen, die künstlerische Arbeit, das an-Bord-sein, Interviews führen: einfach alles!

Wie kann sich der Kreuzfahrtgast die Entstehung einer Produktion von Anfang bis Ende (der Show an Bord) vorstellen?
Was wir tun, ist ‚normaler’ Theaterarbeit sehr nah verwandt: Jemand hat die Idee zu einem coolen Stoff, einem oder einer anderen fällt die passende Musik dazu ein, und so kommt über den Lauf eines Jahres eins zum anderen. Ein kreativer Prozess aus klassischen Theatergewerken wie Dramaturgie, Bühnenbild, Technik etc., an dessen Ende ein Show- und Notenbuch steht, Choreos und Kostüme entworfen wurden, geprobt wurde usw. Sie müssen sich vorstellen, dass das, was der Gast in einer Premiere sieht, ungefähr ein Jahr kreative Vorlaufzeit von ca. 50 involvierten Künstlern hat, konzentrierte Arbeit mit viel Blut, Schweiß und Tränen... Theaterarbeit eben!

Wie gelingt es Ihnen, den wachsenden Bedarf an Künstlern im Wachstumsmarkt Kreuzfahrt zu decken?
Noch ja. Aber der Markt wird tatsächlich immer enger. Die Herausforderungen, gute Leute – ich sage mal despektierlich: Rampensäue –zu finden, wachsen. Borris Brandt, mein hochgeschätzter Kollege bei einem Wettbewerber, der, so hörte ich, fast genauso gute Shows produziert wie wir, - Borris und ich merken immer wieder: wir beide angeln in den selben Teichen. Auch die Amis wie Royal Carribean, Carnival u.a. machen Auditions in Deutschland. Die Teiche stehen allmählich leider kurz vor der Überfischung.

Welche besonderen Fähigkeiten müssen sie zudem für ihren Einsatz auf See mitbringen?
Hohe künstlerische Perfektion, wenig Diventum, Servicebereitschaft und hart-im-Nehmen-sein. Keine Eitelkeit. Das hat nicht jeder Künstler...

Der Renner an Bord der Mein Schiff 5 und 6 ist die innovative Hologramm-Show, vor allem mit Rolando Villazon, den Flying Steps, Dieter Hallervorden...
Ja, das stimmt. Die Holoshows auf Mein Schiff 5 und 6 sind, das darf man in aller Bescheidenheit sagen, eine Sensation! Ob Heino oder Zirkus Roncalli...: das muss man erlebt haben. Die stehen alle live auf der Bühne, lebensecht, Abend für Abend, und sind doch nicht an Bord. - Aber wenn wir das Thema jetzt aufmachen, dann sitzen wir morgen noch hier. Also kurz und knapp: Mein Schiff 5 oder 6 buchen, reisen, anschauen und fasziniert sein. Mehr kann ich nicht empfehlen.

Welche Innovationen im Entertainment- Bereich gibt es auf den Neubauten Mein Schiff 1 und 2, die die ersten Schiffe aus 2009 und 2010 ersetzen?
Die neue MS1 präsentiert, wo auf den anderen Schiffen das Klanghaus ist, die „Schaubühne“, wieder eine Welt-Premiere. Es ist das erste veritable Sprechtheater an Bord eines Kreuzfahrtschiffes. Eine Boulevardbühne á la Düsseldorfer Kommödchen, Hamburger Kammerspiele, Berliner Kudamm-Bühne. Ohnesorg stand auch irgendwo Pate. Wir haben die Besten der Besten eingeladen, ihre Erfolge für die Weltmeere umzumünzen. Mein Favorit: Anatol Preisler mit Westend- Klassikern. Ich erlebe Abend für Abend begeisterte Gäste.

Wohin geht Ihrer Meinung nach generell der Trend in der Unterhaltung an Bord von Kreuzfahrtschiffen? Wird VR – also Virtual Reality – auf Schiffen bald fester Bestandteil des Entertainment werden?
Finden Sie 250 Zuschauer mit großen Kästen vor die Augen geschnallt sexy? Ich nicht... VR wird wichtig in der Gamification bestimmter Jugend-Zielgruppen. Ja. Für den Großteil unserer Gäste aber bleibt das Wohlfühlen in einem angenehmen entspannten Ambiente, sei es im Hintergrund als Barmusik oder im Vordergrund als life performance, der man zugewandt folgen muss, zentral. Daher: der Trend geht weiter zu professionellem Künstlertum und großer Show im maritimen Rahmen.

Ist der erfahrene Kreuzfahrtgast heute schwieriger zu begeistern und hat er höhere Erwartungen als früher?
Klar. Er kennt, wenn er erfahrener Kreuzfahrer ist, was die Amerikaner Las-Vegaslike oder die Italiener mit Cirque du Soleil anbieten. Die investieren deutlich mehr Kohle als wir in ihre Unterhaltung. Hilft nichts: Mit dem was wir haben, müssen wir eben mithalten. Und das gelingt, so das feedback unserer Gäste, offenbar ganz gut.

Gibt es ein Projekt, das Sie noch gerne auf See verwirklichen möchten, aber bisher nicht konnten?
Klar. I have a dream... Und mein Traum ist ziemlich unmöglich, aber vielleicht nicht ganz?: Richard Wagners einzigartiges Musikdrama„Der fliegende Holländer“ im Original live auf der Pooldeckbühne. Es spielt die Hamburger Staatsoper, ca. 160 Mitwirkende, unter der Leitung des Hamburger Generalmusikdirektors Kent Nagano, einem der besten Dirigenten der Welt. Die Oper spielt in ihrer Handlung, wie Sie wissen, auf den Weltmeeren. Wir legen also an der Elbphilharmonie ab, erster, zweiter Akt, die Elbe abwärts, dann Pause, Dinner, und in der Dunkelheit dritter Akt auf Hoher See, das Schiff wendet, fährt zurück in den Hamburger Hafen, derweil Holländer-Parties in allen Locations.

Welchen Künstler hätten Sie gerne an Bord, wenn Geld keine Rolle spielen würde?
Michael Jackson geht ja nun leider nicht mehr, auch wenn Geld keine Rolle spielt. Wir sind beschenkt und geehrt, dass Udo Lindenberg mit uns zusammenarbeitet. Wenn Geld keine Rolle spielt: die Rolling Stones on sea – auf einem schwimmenden Ponton. Drumherum die sechs Schiffe der Mein Schiff Flotte. Unsere Gäste erlebten das erste Hochseekonzert der Stones tatsächlich auf Hoher See. Das wäre der Hammer...