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Juergen Bachmann bedankt sich mit einem Saxophonstueck auf der Kulturmarken-Gala 2011 (c) Peter Volmer, www.volmervideo.de

Juergen Bachmann bedankt sich mit einem Saxophonstueck auf der Kulturmarken-Gala 2011 (c) Peter Volmer, www.volmervideo.de

Interview

Jürgen Bachmann im Interview mit Causales

KULTURMARKEN-AWARD PREISTRÄGER 2011: KULTURMANAGER


Jürgen Bachmann studierte Musikpädagogik und BWL und war Assistent des Geschäftsführenden Direktors am Staatstheater Nürnberg. Seit 1995 hatte er regelmäßige Auftritte als Solobass, klassischer Saxophonist und Jazzsänger in Deutschland, Österreich und Italien. Darüber hinaus war Bachmann bis Juni 2012 Geschäftsführer der Internationalen Simon Mayr Festspiele und der Simon Mayr Kultur GmbH. Als künstlerischer Leiter der Neuburger Festspiele und Vorstandsmitglied im Freundeskreis Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt setzte er sich für die Vermittlung nachhaltiger kultureller Werte ein.

Jürgen Bachmann, von 2005 bis Juni 2012 Leiter der Kulturabteilung der Audi AG, erhielt für seine kulturelle Arbeit den Preis für den „Kulturmanager des Jahres“. Er bedankte sich mit einem von ihm auf dem Saxophon gespielten Stück auf dem Podium. Dies zeigt, welche Bedeutung Kunst und Kultur im Leben des Kulturmanagers spielen und Basis seiner Leidenschaft sind. Seit Juli 2012 ist Bachmann Leiter der Abteilung Kommunikation bei den Modehäusern Wöhrl.

Lieber Herr Bachmann, im Namen von Causales gratuliere ich Ihnen nochmals herzlich zu Ihrer Auszeichnung als Kulturmanager des Jahres 2011. Sie haben bereits einen vielfältigen Karriereweg beschritten. Welche Erfahrungen aus Kultur und Wirtschaft stärken Ihre Expertise als Kultur- und Kommunikationsmanager?

Bachmann: Vielen Dank für die Gratulation, diese Auszeichnung bedeutet mir sehr viel. Was mir auf meinem bisherigen Berufsweg immer wieder begegnet ist, war die Tatsache, dass eine solide Ausbildung die Basis für professionelles und dann auch erfolgreiches Agieren ist. Dies gilt umso mehr, je weiter die Branchen auseinanderliegen.

Die Medien berichteten, dass Sie das Musikfestival Sommerkonzerte in Ingolstadt wieder in sicheres Fahrwasser geleitet haben, indem Sie dessen Profil auf klassische Musik konzentriert haben und jährlich mit einem Motto antreten. Außerdem führten Sie die populären Klassik-Open-Air-Konzerte ein, die jedes Jahr weit mehr als zehntausend Musikfreunde besuchen. Welche weiteren Schwerpunkte haben Sie in Ihrer damaligen Funktion bei Audi als Veranstalter noch gesetzt?

Es war mir wichtig, für jede Kunstgattung eine klare Positionierung im Bezug zum Unternehmen und zur Marke zu entwickeln. Auch die Veranstaltungen selbst, sollten in die Markenwelt eingebettet sein, ohne dabei den Charakter von Kulturveranstaltungen zu verlieren. Dabei war es unabhängig, ob es sich um Veranstaltungen des Jazz, der Klassik, des Rock&Pop, oder der bildenden Kunst handelt.
Kulturelles Engagement hat bei Audi eine lange Tradition. Schon 1962 unterstützte Audi musikbegeisterte Mitarbeiter bei der Gründung eines Werkorchesters. Neben dem Schwerpunkt Musik sponsert Audi Bildende Kunst, Theater und Film. Audi gehört zu den Top Ten der 51 größten Sponsoren in Deutschland. Die Anzahl der kulturellen Projekte stieg durch Ihr Engagement im Rahmen der Audi-Kulturkommunikation um ca. 450 % an.

Was waren die Motive für diese Wachstumsstrategie und welchen Einfluss hatte Ihre musikalische Ausbildung?

Um in diesem Umfeld etwas zu bewegen, braucht es unbedingten Gestaltungswillen, sowohl qualitativ als natürlich auch quantitativ. Dabei ist eine klare Zielsetzung die Basis. Zielkategorien wie Markenreputation, Integration der Mitarbeiter, Kundenbindung etc. stellen hier die wesentlichen Säulen im Bezug zum Unter- nehmen dar. Die stark reflektorische musikalische Ausbildung lässt einen dabei sehr sensibel auf relevante Einflussfaktoren und Entwicklungen reagieren. Unabhängig davon, dass eine Ausbildung im kulturellen Umfeld viele Brücken zwischen Wirtschaft und Kultur leichter schlagen lässt.

Viele Unternehmen wie Audi engagieren sich nicht nur für die Kultur, sondern auch für den Sport. Kultur und Sport haben in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert, werden aber unterschiedlich wahrgenommen. Welche Marketingziele verfolgen Unter- nehmen mit diesen differenzierten Sponsoringstrategien und wie lassen sich beide in der internen und externen Unternehmenskommunikation in Einklang bringen?

Sehr häufig sind soziale und kulturelle Engagements nicht im Bereich des Marketing angesiedelt, sondern sind Bestandteile der CSR-Abteilungen und verfolgen dem- entsprechend andere Ziele wie Unterstützung der Markenreputation bzw. Mitarbeiterzufriedenheit. Im sportlichen Bereich kann sich dies anders darstellen, je nach- dem welche Markenattribute die Marke besitzt. Alle Engagements müssen in die Unternehmensstrategie eingebettet sein, da sonst eine effektive Kommunikation intern und extern nicht möglich ist.

Im Idealfall wird der Produktabsatz durch gezielte Sponsoringmaßnahmen erhöht. Finden Sie es sinnvoll, wenn die Unternehmensausgaben für kulturelles Engagement ins Verhältnis zum Abverkauf gesetzt werden?

Kulturelles Engagement in ein direktes Verhältnis zum Umsatz zu setzen wäre falsch, da die Zielkategorien des Engagements anders gelagert sind.

Werden Sie als Kulturmanager des Jahres 2011 bei Wöhrl der Kulturkommunikation einen hohen Stellenwert einräumen und welche neuen Akzente werden Sie setzen?

Das kulturelle Engagement der WÖHRL AG ist mit seinen vielen Kooperationen und seiner eigenen Kulturstiftung im Verhältnis zur Unternehmensgröße bereits sehr beachtlich. Ich freue mich darauf dieses Engagement weiter zu entwickeln und zu profilieren.


Vielen Dank für das Interview, Herr Bachmann.


Jürgen Bachmann


Leiter der Bereiche Kommunikation, Marke und CSR der WÖHRL AG
Jahrgang: 1968

Ausbildung:
_duale Ausbildung im kaufmännischen wie musikalischen Bereich
_Bis 1996 Erststudium der Betriebs- wirtschaftslehre an der Friedrich- Alexander Universität Erlangen- Nürnberg
_Bis 1998 Folgestudium zum Diplom- Musiklehrer am Meistersinger Konservatorium Nürnberg

Bühnenerfahrung:
_Seit 1995 Solokonzerte am Saxophon, sowie Kirchenkonzerte und Jazzgesang- Abende
_Mitwirkung in zahlreichen Opernproduktionen, u.a. bei der Kammeroper Ulm und an der Staatsoper Nürnberg

Berufsweg:
_2000 – 2005: Assistent des Geschäfts- führenden Direktors am Staatstheater Nürnberg
_2005 – 2012: Kulturreferent der AUDI AG, für das gesamte kulturelle Engagement des Unternehmens zuständig
_2006–2012:künstlerischer Leiterder Neuburger Barockkonzerte
_Viele Jahre Vorstandsmitglied und Geschäftsführer in unterschiedlichen kulturellen Institutionen und Vereinen
_Ab Sommersemester 2012: Lehrbeauftragter an der Fachhochschule für angewandtes Management Erding
_Ab Juli 2012: Leiter der Bereiche Kommunikation, Marke und CSR der WÖHRL AG

Auszeichnung:
_Kulturmarken-Award: Kulturmanager des Jahres 2011 (Preisstifter: Kulturmanagement Network)

www.juergen-bachmann.de

Dieses Interview wurde im Jahrbuch Kulturmarken 2013 veröffentlicht.