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Josephine Nsimba - Cellistin, Demokratische Republik Kongo (aus dem Film "Beethovens Neunte - Symphonie für die Welt")
© DW
BEST PRACTICE

Dahin gehen, wo das Publikum ist - Wie die DW mit Kultur Menschen weltweit erreicht

Kultur ist zentraler Programmauftrag der DW. Unter Paragraph 4 des Deutsche-Welle-Gesetzes, das die Aufgaben des deutschen Auslandssender beschreibt, findet sich der transnationale Kulturauftrag gleich im ersten Satz: „Die Angebote der Deutschen Welle (DW) sollen Deutschland als europäisch gewachsene Kulturnation und demokratischen Rechtstaat verständlich machen“. Außerdem solle die DW „das Verständnis und den Austausch der Kulturen und Völker (…) fördern“.

Jede Woche erreicht die DW mit ihren Angeboten in bald 32 Sprachen rund 250 Millionen Nutzende weltweit mit ihren Multimedia-Angeboten auf DW-eigenen und Partner-Kanälen sowie in den Sozialen Medien.

Eines der größten DW-Ressorts ist Culture and Lifestyle, das zahlreiche TV-Sendungen, Social-Media-Kanäle und ein umfassendes Online-Angebot (dw.com/kultur) verantwortet. Ein Gespräch mit Rolf Rische, Director Culture and Lifestyle und Matthias Frickel, Head Of Operations, Culture and Lifestyle zur Strategie der DW, ihr internationales Publikum für Kulturthemen zu begeistern.

Wie bringt die DW Menschen weltweit deutsche und europäische Kultur nahe?

Rolf Rische (RR): Eine Herausforderung besteht darin, relevante Formate zu entwickeln, die in unseren sehr unterschiedlichen Zielregionen funktionieren, also in Asien und Afrika idealerweise ebenso wie in Südamerika oder den USA. Einerseits setzen wir auf Erfolgsformate wie unser TV-Magazin „Euromaxx – Leben und Kultur in Europa“, das inzwischen in 20 Sprachen adaptiert wird. Bewährte Formate und deren Ausspielwege betrachten wir kontinuierlich und entwickeln sie  weiter. Daneben etablieren wir neue Formate wie „Meet the Germans“. In dieser Reihe erklärt Moderatorin Rachel Stewart,  die vor einigen Jahren aus England nach Deutschland kam, auf  humorvolle Art die kulturellen Eigenarten der Deutschen. Das Format bringt uns Reichweiten im Millionenbereich – vor allem auf Facebook, YouTube und auf Instagram.“ (instagram.com/dw_meetthegermans).
 

Matthias Frickel (MF): Das Schöne ist, dass wir in den Sozialen Medien mit unseren Usern immer intensiver ins Gespräch kommen. Auch durch eine in manchen Fällen eher lockere Machart können auch komplexe oder schwierige Themen zugänglicher werden – ob es nun um die Entwicklung der Frauenbewegung geht oder um deutsche Geschichte.

Wie kann Culture and Lifestyle Menschen ein Forum bieten, das das Verständnis und den Austausch der Kulturen und Völker fördert, wie es im DW-Gesetz steht?

RR: Wir holen unser Publikum da ab, wo es unterwegs ist, und verlassen uns nicht mehr allein auf die klassischen Ausspielwege wie lineares Fernsehen und Radio, obwohl uns diese in vielen Regionen der Welt immer noch große Reichweiten bescheren. In den letzten Jahren haben wir unser Social-Media-Angebot sukzessive ausgebaut – mit großem Erfolg. Allein unser englischsprachiger YouTube-Kanal „DW Documentary“ zählt bislang über drei Millionen Abonnenten und 360 Millionen Video-Abrufe. (youtube.com/dwdocumentary). Aber auch die ganz kurze Form der Information kann sehr erfolgreich sein, wie unser TikTok-Kanal „Berlin Fresh“ beweist.“ (tiktok.com/@dw_berlinfresh)

MF: Unsere Dokumentations-Kanäle auf YouTube sind auf Englisch, Spanisch und Arabisch mit insgesamt mehr als acht Millionen Abonnenten so erfolgreich, dass wir noch in diesem Jahr zusätzliche Kanäle auf Hindi und Deutsch starten. Auf Plattformen wie YouTube haben wir eine sehr interessierte Community aufbauen können, die in den Kommentaren leidenschaftlich diskutiert. Lineares TV kommt dem Publikum nicht annähernd so nah. Für jeden Zielmarkt die optimale Ansprache und Plattform zu finden, ist eine gewaltige Aufgabe.

Wie erreichen Sie Ihre jungen Zielgruppen?

MF: Die DW hat sich zum Ziel gesetzt, sich in den nächsten Jahren auf Zielgruppen im Alter zwischen 14 und 40 Jahren zu fokussieren. Mit unserem ersten TikTok-Kanal „Berlin Fresh“ erreichen wir die Generation Z, junge, weltoffene, lernbereite Menschen, die in Zukunft in ihren Heimatländern Verantwortung übernehmen wollen. Für viele von ihnen sind Medien wie Instagram, Facebook und Twitter schon fast „Old School“.

RR: Berlin steht weltweit für ein Lebensgefühl, das Freiheit und Kreativität verkörpert. Ein TikTok-Kanal, der an diese Werte anschließt, erschien uns als Riesenchance. Noch dazu, weil sich auch TikTok verändert: Inzwischen können auch längere Videos eingestellt werden. Junge User informieren sich hier zunehmend auch über kulturelle und gesellschaftliche Themen.

Welche neuen Formate und Projekte liegen Ihnen besonders am Herzen?

RR: Wir werden nicht müde, uns immer wieder neu zu erfinden und mit Menschen in aller Welt in einen Dialog über Kultur zu treten. Zum Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 haben wir drei große Dokumentarfilme produziert, die auf großes Interesse gestoßen sind. Also können auch im wahrsten Sinne des Wortes „klassische“ Formate spannend sein. Einer der Beiträge war „Beethovens Neunte – Symphonie für die Welt“. Ein 90-minütiger Film, der zeigt, wie Beethovens berühmte Neunte in aller Welt interpretiert wird und auf allen Kontinenten eine hohe Bedeutung hat. Der Film lief in unserem TV-Programmen, findet sich aber auch auf YouTube – in unserem noch jungen Klassik-Kanal „DW classical music“. (youtube/dwclassicalmusic)

2021 starten wir neue Sendereihen wie „Art.See.Asia“ über die Kunstszene in Asiens Metropolen oder „Ausfahrt Kultur“, in denen Menschen aus einer transnationalen Perspektive Kulturräume in Deutschland für sich entdecken. Die erste Staffel spielt in Sachsen: Unsere deutsch-schottische TikTokerin Hanna Hummel entdeckt Highlights wie den Muskauer Park oder die Porzellanstadt Meißen, die ihr Einheimische und ,English Natives‘ zeigen, die in Sachsen heimisch geworden sind. Unter dem englischen Titel „Destination Culture“ geht das Format ab Herbst um die Welt. Insofern fühlen wir uns mit dem Motto des diesjährigen KulturInvest!- Kongresses #transnational besonders verbunden.